Nachwort: Der gute Geist

Wenn es denn sowas wie einen Himmel gibt, schwöre ich – ich werde mich bemühen – von oben runter zu schauen. Sollte ich als Geist wandeln können, werde ich das tun und mich bemerkbar machen ! Vielleicht mal (M)EIN Buch runter werfen oder ein Bild schräg stellen. Eben, was mir aus der weiten Ferne möglich ist. Keine Angst vor Geistern ! Es gibt auch wohlwollende liebende Gespenster. Und ja, ich bin mir sicher von oben runter zu sehen (und nicht von unten rauf). Kirche ist zwar bei mir so ein unglaubliches Thema – jedoch die 10 Gebote versuchte ich einzuhalten und konnte / kann mich immer ganz gut „im-Spiegel-sehen“.

 

Natürlich habe auch ich so einige Sachen fabriziert, die ich mit meinem heutigen Wissen, wohl hätte besser machen können. Wer nichts tut – dem kann auch nichts passieren …. Wer mehr macht – dem natürlich auch mehr. Von einer Skala von 0 – 10 würde ich mich selbst himmelsmäßig doch so zwischen 8 – 9 sehen. Ab 5 müsste, meiner Meinung nach, ein halbwegs gnädiges Gericht den Himmelsweg frei machen und deswegen bin ich mir sicher, irgendwo zwischen Engeln zu wandeln. Vielleicht nicht auf der aller-obersten Wolke – aber doch so mitten drin.

 

Durch meine Krankheit (COPD) im Endstadium musste ich frühzeitig meine Arbeit beenden. Es fiel mir schon schwer, meinen Betrieb unverhofft abzugeben. Ich liebte tatsächlich meine Arbeit und die Tiere. Ich freute mich (fast = 99 %) jeden Tag auf „meine“ Tierchen – ich war selten krank und wenn, dann war ich trotzdem (fast immer = 99 %) irgendwann in den Tierbereichen.

 

Bei Übergabe an die Jugend (meinen Sohn Thomas) musste ich mir immer wieder Mal „auf die Finger klopfen“  um mich nicht mehr in meinen ehemaligen Betrieb einzumischen. Naturgemäß denkt jeder Mensch anders und das kann eine Herausforderung werden, wenn jeder denn seine Meinung vertritt. Was in einer Familie GANZ wichtig ist ! Das „Sich-Aus-Allem-Raushalten“ ist mir leider nicht immer gut gelungen – aber ich bin mir sehr sicher, Thomas nimmt mir das nicht krumm. Ich war die Führung meines Betriebes über ein Vierteljahrhundert gewöhnt und dachte da und dort anders. Kein Mensch denkt genau gleich. Es war nicht einfach, die gewohnte Rolle der Unternehmerin zu verlassen. Ich glaube aber, wir haben diese Herausforderung ganz gut gemeistert .... jetzt nach im Grunde drei Monaten dürften wir (hoffentlich) das Ärgste hinter uns haben ... 😊😊😊

 

Ich bin heilfroh darüber, ein gutes Verhältnis zu meinen erwachsenen selbständigen Kindern zu haben – wenn denen was nicht passt, dann sagen sie es hoffentlich auch. Das war schon immer so: Als alleinerziehende dreifache Mutter, haben wir – bestmöglich - demokratisch zusammengelebt und jede Stimme zählte gleich. Da ich selbst zu streng mit regelrechtem „Drill“ erzogen wurde, wollte ich die gleichen Fehler nicht bei meinen Kindern machen, sondern diese zu mutigen liebenswerten Wesen erziehen, die sich nach ihren Vorstellungen entwickeln können. Ich wünsche – denke – hoffe, es ist mir gelungen.

 

Mein Lebenswerk ging nun in die nächste Generation. Nachdem ich mich seit 17.02.2024 räumlich entfernte, gelingt es mir immer besser, nicht überall meinen Senf dazu zu geben. Das ist auch gar nicht nötig: Thomas macht einen SUPER-JOB und braucht keine Ratschläge mehr. Ich bewundere ihn, ob der Kraft und Begeisterung, mit der er nun an SEIN Werk geht. Als ich in seinem Alter war, hatte ich diese Motivation auch. Vieles macht er nun sogar besser als ich. Insbesondere wenn ich an die Technik denke, die Fotos der Gast-Tiere, seine PC-Kenntnisse oder seine handwerklichen Fähigkeiten. Auch hat er die gewisse WICHTIGE Lockerheit (Albernheit) im Umgang mit den Tieren und merklich Freude an der Arbeit. Mir geht das Herz auf, wenn ich Fotos seiner Veränderungen oder seine Veröffentlichungen im Facebook sehe und die von innen strahlenden Gesichter der Betreuer. Ich weiß, wie schön das Leben dort ist. SEHR GERNE habe ich meinem geliebten Sohn den Betrieb überlassen …. Er wird ein wunderschönes Leben haben.

 

Vielleicht wird es mir wieder irgendwann möglich sein, Mal dort vorbei zu schauen – derzeit geht es leider nicht – da ich körperlich zu schwach bin und mich erst mit meinem Sauerstoffgerät anfreunden muss. Liebend gerne würde ich THOMAS wunderbare Tierpension besuchen, um z. B. mit den vielen Tierchen zu spielen, Welpen das „gute Benimm“ beizubringen oder ein charaktervolleres Tier dem Menschen positiv näher zu bringen. Wenn - dann aber nicht mehr job-mäßig – sondern privat.

 

Ich frage mich grade: Was war eigentlich Arbeit – was war Hobby ? Ich komme immer mehr zu dem Schluss, dass ich – trotz Schwielen an den Händen - verdammt (der Himmel möge mir Wortwahl verzeihen) wenig arbeitete ……  😊

 

Linda Ann Pieper