Wunderhunde gesucht

In den Weiten des Internets fand ich auf Homepages von österreichischen Tierpensionen unterschiedlichste Geschäftsbedingungen. Aufgrund vieler, von anderen Einrichtungen abgelehnten Hunden, hatte ich mir einige Aufnahmebedingungen von Hundebetreuern durchgesehen. Ich war überrascht. Kaum eine Tierpension nahm, so wie ich, alle Hunde in Betreuung, sondern es sollte ein Hund, teils unfassbar viele, positive körper- und charakterliche Eigenschaften mitbringen. Nur dann hätte dieser eine Chance auf Betreuung. Es stellte sich mir die Frage: Wo sind die exklusiven Wunderhunde? 

Korrektur von Fehlverhalten der Tierbetreuer

 

Im Laufe meiner Tätigkeit als Tierpensionsbetreiberin versuchte ich mehrmals, anderen Tierpensionen einen besseren Weg aufzuzeigen. Da ich wusste, dass ich von mehreren Tierbetreuern im Netz beobachtet wurde, hatte ich so neutral als irgendwie möglich öfters in Social Media Blogbeiträge geschrieben. Das fiel mir nicht leicht, da ich selbst eine Tierpension besaß und meinen wenigen Mitbewerbern nichts Böses wollte.

 

Nichts fand ich im Berufsleben schlimmer, als zu versuchen, eine Dienstleistung mit dem Schlechtmachen von Konkurrenten zu verkaufen. Als Beispiel: Warum ich, trotz zusätzlichem passenden Gewerbeschein, in meinem Haus grundsätzlich kein Tierfutter verkaufte, lag daran, dass ich mit Futtermittel-Vertretern schwer umgehen konnte. Bei dieser Berufsgruppe war eine negative Eigenart auffällig: Nassfutter-Vertreter schimpften über die Trockenfutter-Verkäufer und umgekehrt. Das war eine schlimme charakterliche Eigenschaft. War ihr Futter dermaßen schlecht, dass sie das Verunglimpfen anderer nötig hatten? Als es mir mal zu dumm wurde, fragte ich das den Vertreter dann auch. Daraufhin folgte Stille und ein baldiges Gehen.

 

Mich über andere Tierpensionen negativ zu äußern war mir völlig fremd. Wenn ich meine Meinung nach außen hin kundtat, dann nur zu Tierpensionen, die ich positiv erlebte. Im Laufe der vielen Jahre hatte ich mir - durch Zufall - eine einzige andere hübsche Tierpension angesehen. Der persönliche Austausch bei Kaffee und Kuchen war, für beide Seiten, recht interessant. Mit einigen tollen Betreibern von Tierpensionen telefonierte ich und einige kamen zu uns zu Besuch. Österreichische Tierheime hatte ich nie von innen gesehen. Ich wollte das auch nicht – dann konnte ich freien Herzens auch gar nichts dazu sagen. Getratsche und Klatsch gab ich nicht weiter. Sowas konnte stimmen – oder aber auch nicht. Ich war hier ein tatsächlich sehr fairer "Mitbewerber". Wer mich nach einer anderen Einrichtung befragte erhielt meist die Antwort: "Ich kann dazu nichts sagen, weil ich das nie selbst gesehen habe."

 

Gute Tierpensionen sollten jeden Hund betreuen können

 

Ich benannte, bei der versuchten Erziehung meiner Mitbewerber, keine Quellen und auch meine eigene Tierpension nicht. Sonst würde das als eine Art Eigen-Werbung gesehen werden – und das war überhaupt nicht der Zweck. Da ich eine gewisse Monopolstellung in meinem Gebiet hatte, hatte ich Werbung nie nötig. Selbstverständlich waren wir aber für Interviews und die Presse offen, weil ich eine transparente Anlage zeigen wollte. Deshalb waren auch nicht, wie bei anderen, rundherum Zaunblenden montiert. Wer mit dem Auto vorbeifuhr, konnte immer unsere gepflegte Anlage samt den Tieren sehen.

 

Mein Wunsch war, dass auch andere Tierpensionen nicht nur die „Rosinen“ rauspickten. Jede gute Einrichtung könnte doch jeden Hund betreuen, sofern Kapazitäten frei wären. Man könnte so auch untereinander von Tierpension zu Tierpension kommunizieren und etwaige Herausforderung von schwierigen Betreuungsfällen gemeinsam lösen.

 

Da in Österreich hohe Anforderungen an Hundepensionen gestellt wurden, gab es rund um Salzburg wenige behördlich bewilligte Anlagen. Während den Hauptsaisonen waren diese natürlich gut gebucht. Man konnte seine Gäste auswählen. Manch eine Hundepension wählte extrem aus, in dem es gewisse Hunde, laute deren Homepage,  generell ausgeschlossen hatte.

 

Man fand im Internet Aufnahmebedingungen, wie

  • KEINE Hunde, die jünger als 6 Monate sind
  • KEINE sehr alten Hunde (über 12 Jahre)
  • KEINE läufigen Hündinnen
  • KEINE nicht kastrierten Rüden
  • KEINE nur mit Hormonchip kastrierten Hunde
  • KEINE zu Menschen aggressive Hunde
  • KEINE ängstlichen Hunde
  • KEINE Listenhunde und deren Mischungen
  • KEINE unverträglichen Hunde
  • KEINE Hunde, die vermehrt bellen/jaulen
  • KEINE ungeimpften Hunde
  • KEINE Hunde ohne Floh-Zeckenschutz
  • KEINE Hunde ohne Zwingerhustenimpfung
  • KEINE Hunde ohne Entwurmungsbescheid
  • KEINE kranken Hunde
  • KEINE frisch operierten Hunde
  • KEINE die über Zäune springen/klettern
  • KEINE Hunde, die Sachen kaputt machen
  • KEINE Hunde, die ihr Futter nicht mitbringen
  • KEINE nicht stubenreinen Tiere
  • KEINE inkontinenten Tiere
  • KEINE mit flachen Schnauzen (z.B. Mops)
  • KEINE Besichtigungen mit Hund
  • KEINE Hunde, die unbekannt sind
  • KEINE Hunde ohne Terminvereinbarung
  • KEINE Hundebetreuung ohne Probetag
  • KEINE Hunde während Betriebsurlauben, die oft zu Ferienzeiten stattfanden
  • KEINE Hunde im Winter, da dort generell im Winter geschlossen war
  • KEINE Hunde, die sich nicht wenigstens drei Wochen vorher anmelden
  • KEINE Hunde, die nicht abgeholt werden, sollte es zu Problemen kommen

Welchen Hund nahmen sie denn überhaupt?

 

Ich konnte mir nicht vorstellen, dass manche der Hundepensions-Auflagen tatsächlich immer eingehalten wurden. Wären deren Pensionen dann nicht ziemlich leer? Wenn Ausnahmen gemacht würden, ermöglichte es die wunderbare deutsche Sprache, sich entsprechend auszudrücken. Warum taten die Homepagebetreiber das denn nicht? Wenn etwas "nicht in Stein gemeißelt war", dann gäbe es Möglichkeiten das mit Worten klar auszudrücken. Man könnte kommunizieren, dass man das „gerne hätte“. „Wir würden uns wünschen, dass …“, wäre ein guter Satzbeginn. Ich liebte auch die Wörter "grundsätzlich" oder „Sondervereinbarungen möglich“. Bei Nichteinhaltung der eigenen Geschäftsbedingungen würde man sonst unglaubwürdig. In weiterer Folge würde sich dann der Kunde zu Recht fragen, in wie weit die Tierpension generell vertrauenswürdig war. Galt deren Wort nichts? Grade, wenn man Familienmitglieder von Kunden betreute war Vertrauen das Um und Auf

 

Es gab in der Vergangenheit eine Aussage von der unsympathischen Leitung einer Anlage, die mir (leider) nicht mehr aus dem Kopf ging. Wohlgemerkt, dieses Haus gab es zur Zeit des Telefonates bereits etwa 20 Jahre (!). Diese boten nicht nur Tierpension an, arbeiteten auch als Tierheim für die Behörden und betrieben sehr aktiv Hundehandel mit fast ausschließlich ausländischen Hunden. Gedächtnisprotokoll: "Wir hatten niemals ein krankes Tier im Haus. Noch nie ist ein Hund gestorben. Niemals!"  Gepaart war das Telefonat mit abgedroschenen Phrasen von Tierschützern: "Jedes Tier ist mir lieber als ein Mensch." oder "Euch geht es nur um Geld" etc. etc. etc. .... Ich konfrontierte diese Dame telefonisch mit Fakten – sie bestand sinnfrei weiter auf ihre Aussagen. Letztendlich schmiss sie, ohne Verabschiedung, den Hörer auf die Gabel. Ich wusste aus verschiedenen vertrauenswürdigen Quellen, dass ihre Aussagen nicht der Wahrheit entsprachen. Gottlob waren das Lügen! Was wäre das sonst für ein Anlage, wenn diese keine Erfahrung mit Krankheiten hätten. Ein Profi konnte auch schwierige Situationen meistern. Dazu gehörte auch kranke oder schwerverletzte Tiere versorgen zu können. Nicht immer konnte ein Tierarzt Wunder wirken und manchmal konnte ein Tier auch altersbedingt sterben.

 

Man lernte laufend dazu

 

Wieso sahen die Tierpensionen manche Tierchen nicht als positive Herausforderung? Das Sammeln neuer Erfahrungen war immer spannend. Man lernte nie aus. Würden sie sich nicht nur "Rosinen aus dem Kuchen" picken - dann würden sie immer besser werden. Manchen Einrichtungen hatte ich aber empfohlen, "auf dem Boden" zu bleiben bzw. "die Finger davon zu lassen".

 

Sollte, eine Zaunanlage nicht eine gewisse Höhe haben (unser eigener Zaun war 252 cm hoch und nach innen gekröpft), der Tierbereich im Winter nicht warm genug sein oder das Gehege zu klein - sollten sie besser gewisse Hunde nicht betreuen. Wenn mehr als die Hälfte meiner 30-Punkte-Liste (siehe oben) zutreffen würden, müsste der Betreiber sich allerdings stark überlegen, ob sie/er überhaupt Hundepension anbieten sollte. Nicht immer konnten und wollten andere Einrichtungen kurzfristig bei schwierigen Tieren aushelfen, wenn ein Tierbetreuer mit dem, voreilig übernommenen, Gast überfordert war. Auch andere Hundepensionen mussten planen.

 

Kunden gab ich die wichtige Empfehlung, sich vor einer One-(Wo)Men-Show zu hüten. Wenn da der einzige Betreuer ausfiel, war das ein Riesenproblem. Es gab in Salzburg leider nur eine Handvoll Menschen, die überhaupt fähig waren, eine Hundepension zu führen. Eine gute Tierpension sollte niemals nur aus einem Menschen alleine - sondern ein mehrköpfiges, menschliches, eingearbeitetes Team dahinter stehen. Der Kunde sollte sich fragen: " Was passiert, wenn der/die Tierbetreuer/in sich z.B. das Bein bricht?" Es MUSS unbedingt - nicht nur auf dem Papier – mehrere qualifizierte Menschen geben, die im Notfall IMMER "einspringen" und den Betrieb sicher übernehmen können.

 

Ziel des professionellen Tierbetreuers sollte sein, irgendwann stolz von sich behaupten zu können: "Es gibt keine/n Hund/Katze, den/die wir nicht betreuen können." Das macht eine gute Tierpension aus!