Von Platz zu Platz und retour

Es war tragisch, wie locker es von manchen Tierheimen gehandhabt wurde, dass Tiere von Platz zu Platz und wieder zurück gereicht wurden. Bei einzelgängerischen Katzen war das Hin und Her nicht so tragisch wie bei menschenbezogenen Hunden. Immer wieder zogen Tierheimhunde in ein neues Zuhause oder auf einen sogenannten "Pflegeplatz" und dann wieder zurück ins völlig beratungsresistente Tierheim. Es wäre eine Freude gewesen, hätte ein Umdenken bei schlechten Tierheimen stattgefunden. Tierheime sollten doch keine Verleihhäuser sein, wo immer und immer wieder getauscht wurde.

Rücknahme als Ausnahme

Die Professionalität eines Tierheimes daran festzumachen, dass es wahllos verkaufte Tiere zurücknahm und den Käufer somit "vogelfrei" machte, war schon sehr dumm. Ja, es war dumm! Dumm, gleich aus drei wichtigen Gründen: 1.) Zum einen wurde zugelassen, dass der Käufer seine ganze Verantwortung, die er durch die Anschaffung eines Tieres einging, auf den Verkäufer bequem abwälzen konnte. Ein Rückgaberecht bei Nichtgefallen, meine Güte, wie dumm war das? 2.) Es war auch in rechtlicher Hinsicht dumm, da der Verkäufer dieses "Second Hand Tier" dann wieder verkaufen musste. In seinem eigenen Namen, ohne zu wissen, was beim Käufer passiert war, ob es krank oder verhaltensgestört war. Das alles musste vom Verkäufer, bei voller Gewährleistung, dem neuen Käufer gegenüber passieren. Dumm, oder? 3.) Die Spitze der Dummheit wurde erreicht, wenn sogar noch der Kaufpreis (Schutzgebühr) an den Käufer zurückbezahlt wurde. Damit würde der "Hunde-Ausprobierer" keinerlei Lehre aus seinem herzlosen Verhalten ziehen und sich immer wieder einen anderen Hund ausborgen. Das war, seitens schlechter Tierheime, einfach nur dumm.

 

Wenn ein Tier verkauft wurde, vertraute ich dem Käufer, dass sich dieser seiner Verantwortung bewusst war. War er das nicht, war das ganz allein sein Problem. Gerne konnte man im Hintergrund bei der Suche nach einem anderen Zuhause zur Seite stehen. Jedoch eine Rücknahme sollte keineswegs selbstverständlich sein, sondern die absolute Ausnahme darstellen.

 

Mehrfach herumgereichte Hunde waren nach dem dritten "Verborgen" (oder oft noch viel mehr) schwerstens zu händeln, denn sie verloren immer mehr das Vertrauen in die Menschen. Wäre es nicht sinnvoller, der Hund wäre bis zur Vergabefähigkeit auf der jeweiligen Anlage geblieben? Solange, bis die Grundkommandos erlernt worden wären. Damit könnte der Hund auch von einem eher "Unbedarften" geführt werden. Bei der Vergabe, hätte offen über die Eigenschaften und Schwierigkeiten des jeweiligen Hundes gesprochen werden müssen. Würden schlechte Tierheime professioneller arbeiten, wäre ein Hin und Her seltener passiert. Nicht nur die Hunde kamen durcheinander, sondern waren auch die Käufer sehr traurig, wenn sie mit einem Tier nicht zurecht kamen und es zurückbringen mussten. Als Tierheim sollte man nicht nur für das Tier, sondern auch zum Wohle der Menschen arbeiten.

 

Darstellungen im Netz waren eines Profis nicht würdig

 

Die Gründe, warum die Tiere immer wieder zurück in schlechte Tierheime kamen, sowie die kaum aussagekräftigen Videos von Nicht-Hundetrainern, waren für mich als Praktiker - man verzeihe mir den Ausdruck - "zum Haare raufen".  Man sah auf den verwackelten Filmchen - auf welchen die meisten Hunde an der falschen Seite oft mit zwei Leinen und Geschirr geführt wurden - nur, dass der jeweilige Tierheim-Hundeführer keinerlei Ahnung von Hundeerziehung hatte. Die Sprache des Hundes wurde vom Hundeführer nicht einmal im Ansatz verstanden. Geführt wäre auch zu viel gesagt, sondern der Hund zog mit aller Kraft voran und der Hundeführer hing schnaufend hinten an der Leine. Der Hund führte den Hundeführer und nicht umgekehrt. Das Kommando "FUSS" konnten meine damaligen Schüler bereits nach zwei Schulungseinheiten besser. Diese überaus peinlichen Handy-Videos "besonderer" Tierheime warfen ein schlechtes Licht auf die ganze Berufsgruppe. Die Besucher der Homepages mussten annehmen, dass Hundebetreuung in jedem Tierheim so ablief, das hieß, die selbsternannten "Profis" wenig Ahnung von Hunden hatten.

 

Man sah sich die unglaublichen Filmchen mit Bauchweh an. Da wurde beim Hund aufgeregt am Kopf sinnlos herumgetätschelt - man stachelte nervöse Tiere regelrecht an, sich noch mehr aufzuregen. Man hörte bei Videos energieloses Flüstern oder es wurde sinnfrei gepfiffen. Auf den Videos hörte man, wie "Miau" gequiekt und in Babysprache gepiepst wurde. Hunden wurde hinterher gerannt, wenn sie kommen sollten.  Die Tierbetreuer ließen sich von allen Seiten anspringen. Deren affektiertes "Gehampel" war völlig energie- und humorlos. Es wurden fast keine Kommandos gegeben und wenn, dann wurden diese völlig falsch ausgeführt. Der Hund bekam Belohnungen in Form von geschnittenen Würsten, in Situationen, wo das nicht angebracht war. Demnach wurde falsches Verhalten belohnt. Das Tier tat was es wollte und der Filmer demonstrierte, dass Hundeführer samt Hund so rein gar nichts konnten. Es fiel mir oft schwer, die jeweiligen Wackelvideos bis zum Ende anzusehen. Wurden Hunde in Tierheimen generell so geführt? NEIN. Es gab auch viele erstklassige Tierpfleger in ausgezeichneten Tierheimen. Es wurde durch ein paar wenige "schwarze Schafe" hier eine ganze Berufsgruppe schlecht gemacht.

 

Die wenig aussagekräftigen Texte zum Tier waren verniedlicht, aus der Sicht des Tieres, geschrieben. Diese hatten nur den einen Zweck, nämlich auf die Tränendrüse der Interessenten und Geld-Spender zu drücken. "Hier sitze ich nun mutterseelenalleine. Fast wäre ich getötet worden - das Tierheim XXXX half mir aber und ich durfte da hinziehen. Mir geht es hier zwischen den vielen Hunden in den anderen Zwingern ganz schlecht. Ich fürchte mich im Dunklen. Gerne würde ich nur kuscheln und lieb gehabt werden. Mein treuherziger Blick sagt doch alles. Bitte holt mir hier bald raus. Euer unglücklicher XXXX". Teils befanden sich die Tiere gar nicht in Österreich, sondern wurden, wie in einem Katalog, anhand von Bildern und besagten traurigen Märchen reserviert. Somit war eine Rückgabe vorprogrammiert. Man sollte nichts verkaufen, was man nicht kennt.

 

Junge Hunde taten mir besonders leid

 

Die Hunde, die sich in der Prägungsphase befanden, taten mir unendlich leid. Diese gut verkäuflichen, gewinnbringenden Welpen und Junghunde erlebten völlig falsche Führung. Nahm man Hunde in der Prägungsphase auf, hätte man sich dessen bewusst sein müssen, diesen Welpen etwas Positives beizubringen. Was in dieser Phase erlebt wurde, hatte auf das ganze weitere Hundeleben Auswirkungen. Ohne qualifiziertes Personal war eine Aufzucht verantwortungslos. Wenn man etwas nicht konnte - sollte man es lieber lassen !

 

Ehrlichkeit: Ich wollte nicht unterstellen, dass Tierheime wissentlich die Unwahrheit über den Charakter ihrer Schützlinge verbreiteten. Vielleicht lag es an zu wenig Erfahrung oder mangelnder Intelligenz? Der Abgeber erzählte ihnen eine spannende rosa-rote Geschichte, welche 1:1 von dem Tierheim veröffentlicht wurde. Spätestens nach drei Tagen, zeigte aber sich dem professionellen Tierbetreuer der wahre Charakter des Tieres und dann sollte die Beschreibung "nachgebessert" werden. Es brächte nichts, wenn - als Beispiel - ein 50-kg-Rüde als kinderlieb in eine kinderreiche Familie vermittelt würde - wenn man wusste, dass das Tier mit Kindern Probleme hatte. Das war unverantwortlich und grenzte, meines Erachtens, schon fast an strafrechtlich verfolgbare Körperverletzung.

 

Transparenz:  Ich beobachtete regelmäßig die Szene und stellte Absonderliches fest. Nach geraumer Zeit verschwanden da und dort schier unvermittelbare "Notfälle". Niemand wusste wohin der aggressive Hund gekommen war. Auf Nachfragen wurde spärlich oder gar nicht geantwortet. Bei anderen, leicht vermittelbaren, Tieren wurden rosarote Texte geschrieben und es wurden Fotos veröffentlicht. Schöne Bilder und Beschreibungen aus dem neuen Zuhause machten die Runde. "Notfälle" waren auf einmal weg? Ich ahnte Schreckliches. Vom Finanzgebaren bei österreichischen gemeinnützigen (?) Vereinen ganz zu schweigen. Einige Tierschützer wurden, nach jahrelangem kriminellen "in die eigene Tasche wirtschaften", von Gerichten verurteilt.

 

Abgabe in das Tierheim

 

Für österreichische Problem-Hunde fand sich selten ein Tierheim, welches freiwillig aufnahm. Meist mussten die Behörden nachhelfen. Inländische Herausforderungen oder schwierige Fundhunde wurden meist nur, unter Zwang der Behörden, in Tierheimen aufgenommen. Das hatte auch gute Gründe, denn die üblichen Abgabegebühren in Tierheimen, die seitens des ehemaligen Eigentümers oder Staates bezahlt werden mussten, wurden viel zu gering  berechnet. Die Kaufpreise von Hunden (Schutzgebühren) mit zu der Zeit um die EURO 400,00 fand ich in Ordnung. In Summe (Abgabegebühr plus Kaufpreis) reichten diese Gelder nicht aus, damit ein Tier die erforderliche Zeit (manchmal einige Monate) finanziert auf der Anlage bleiben konnte. Ein fettes Minus entstand. Geschweige denn, dass ein Hundetrainer oder Tierarzt sich mit ihm beschäftigen konnte. Ehrenamtliche Menschen, mit Erfahrung in der Ausbildung von Hunden, die sich gratis mit den "Insassen" beschäftigten, fanden sich sehr selten. Solche tierliebenden Menschen waren echte Glücksfälle. Gute Hundetrainer arbeiteten meist nur gegen Entgelt oder privat mit ihren eigenen Turnierhunden. Meist hing die Erziehung der Tierheimhunde daher am Vereinsvorstand.

 

Kaum eine Tierschutzeinrichtung konnte es sich leisten, gratis Tiere aufzunehmen oder abzugeben. Da viele Tierheime nicht wirtschaftlich denken konnten, schwammen sie mit der Masse. Das hieß, sie trauten sich nicht, die wahren Kosten vom Tiereigentümer oder dem Staat zu fordern. Schwierige Hunde wurden daher einfach abgelehnt.

 

Hundehandel unter dem Deckmantel Tierschutz

 

Ausländische Hunde waren in der Regel wesentlich gutmütiger und wurden deswegen gerne importiert. Die Unterordnung zum Menschen war besser, als die von Hunden aus Österreich oder Deutschland. Der Grund war, dass im Ausland weniger verhätschelt wurde, sondern dort hatte der Mensch das Sagen. Auch war im Ausland die Haltung von größeren Hundegruppen üblich, sodass man davon ausgehen konnte, dass der Auslandshund sich gut mit Artgenossen vertrug. Die richtige Rangordnung war für einen Auslandshund selbstverständlich. Seitens der Tierheimverkäufer wurde dem Tierfreund meist vorgegaukelt, dass es sich doch um reinen Tierschutz handelte. Man hörte Sätze wie: "Ihr tut ein gutes Werk. Daran verdient niemand. Wir arbeiten aus reiner Tierliebe. Wir helfen jedem Tier. Dem armen Hund geht es im Ausland so schlecht. Wir haben es aus einer Tötungsstation gerettet."  Je mehr auf die Tränendrüse gedrückt wurde, umso besser lief das Geschäft.

 

Ich hatte grundsätzlich nichts gegen Hundehandel, denn es gab einen großen Markt an Kaufwilligen. Ein Tierheim war Geschäft, wie viele andere auch. Mit dem einen Unterschied, dass im Bereich des Tierschutzes oft nicht die Wahrheit gesagt wurde. Tierheime sollten offen dazu stehen, wenn sie ihre ausgesucht gutmütigen, ausländischen Hunde verkauften und, aus Kostengründen, die österreichischen Problem-Hunde ablehnten.

 

Die Käufer hätten bestimmt verstanden, dass die Verkäufer von irgendwas leben mussten und der Betrieb einer Anlage Geld kostete. Meistens wurden natürlich Welpen und „Teenies“, die sich schnell und gewinnbringend verkaufen lassen, importiert. Wenn zu wenig Junghunde beim ausländischen Kooperationspartner vorhanden waren, fanden auch brave ältere Tiere ihren Absatz.  Für gut verkäufliche, brave, ausländische Hunde  war Platz - für "echte" Tierheimhunde nicht. 

 

Unverständnis bei der Bevölkerung

 

Der private Tierhalter rechnete gerne: "Was kostet ein Sack Futter im Monat ? Das sind für meinen mittelgroßen Hund EURO 40,00. Das bin ich bereit pro Monat zu bezahlen."  Man hörte auch Meinungen wie: "Warum bekommt man den armen Hund nicht kostenfrei?" oder  "Wieso kann ich den Hund nicht gratis abgeben?"  oder "Tierheim kann froh sein, wenn das Tier nicht ausgesetzt wird."  oder "Ist doch wichtiger er bekommt ein schönes Zuhause!"  oder "Das ist doch reine Geldmacherei und hat nichts mit Tierschutz zu tun!"  oder  "Geschenkt würde ich ihn nehmen."

 

Tierbetreuer hatten oft mit solchen oder ähnlichen Kommentaren zu tun. Es war nicht immer leicht, sachlich zu antworten. Es war aber positiv, wenn jemand (freundlich) fragte. Das bedeutete, dass sich die/derjenige mit dem Thema beschäftigt hatte und im Bereich der Kosten für "Tierheimtiere" noch nicht genug Aufklärung betrieben wurde.

 

Wenige überlegten sich, wie sich der Aufenthalt von Tierheimtieren finanzierte. Die Haltung in einem Tierheim war die teuerste Haustierhaltung überhaupt. Neben dem Erwerb des Grundstücks und der Gebäude samt Zaunanlagen waren viele tierschutzrechtliche Auflagen einzuhalten. Auch brauchte es qualifiziertes Personal, welches neben den eigentlichen Betriebskosten einen Großteil der Aufwendungen verursachte. Oft schossen die tierliebenden Vorstandsmitglieder (wie auch ich) privat Gelder dazu und ersparten sich durch Eigenleistung hohe Personalkosten.

 

Ich hatte es im Jahre 2022 exakt ausgerechnet. Der Selbstkostenbeitrag für einen mittelgroßen Hund in einem Tierheim betrug rund EURO 22,00 täglich. Es gab hierzu auch Literatur mit ähnlichen Werteangaben. Nun konnte sich jeder selbst ausrechnen, wieviel es im Monat kostete, einen Hund artgerecht in einem Tierheim zu halten. Hier waren noch keinerlei Trainer-Stunden, Tierarztkosten, zusätzlicher Pflegeaufwand, Steuer, bürokratischer Aufwand oder eventuelle Quarantäne eingerechnet. Als verantwortungsvolles Tierheim behielt man manche Hunde mehrere Monate. Ich wusste, dass ich mich mit Offenlegung der Daten weit aus dem Fenster lehnte: Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer der österreichischen oder deutschen Abgabehunde betrug etwa 3,5 Monate. Das waren 105 Tage á € 22,00 = Gesamt €  2.310,00   pro Hund.

 

Viel zu günstige Abgabegebühren

 

Das liebe Tierheim half? Die Bevölkerung freute sich! Die Behörden freuten sich! Die Presse schrieb ausschließlich positiv! Warum wohl? Der Tenor war: "WAS, es kostet nur einmalig EURO 100,00 um meinen 5-jährigen unkastrierten dominanten Rüden abzugeben? Das kann ich mir locker leisten."  Dass solche Angaben von Tierschutzeinrichtungen nur im Netz zu finden waren und so gut wie gar nie praktiziert wurden, stand da nicht. Schlechte Tierheime machten mit scheinbaren "Dumpingpreisen im Netz" die guten Einrichtungen kaputt. Mit solchem Unsinn wurde den Tierheimen sinnlos geschadet. Leider sahen manche Tierheime nicht "über den Tellerrand". Sie sahen nur die jeweils eigene Einrichtung, waren oft neidisch auf andere, schimpften sinnlos über diese und reflektierten nicht. 

 

Einige wenige - ich fand seltsame Kommentare Unbedarfter in Foren - waren sogar der Meinung, dass Tierheime bei Abgabe eines Hundes überhaupt nichts verrechnen sollten. Die Tierheime sollten froh sein, wenn die Tiere überhaupt dort abgegeben und nicht ausgesetzt werden. Mit Einführung der Chippflicht für Hunde in Österreich war ein anonymes Aussetzen der Vierbeiner - Gottlob - kaum noch möglich. Demnach gab es kaum noch Fundhunde, sondern fast nur noch Abgabehunde, bei denen die meisten charakterlich schwierig waren. 

 

Es wurden, seitens der Ämter nicht ausreichend Zuschüsse bezahlt. Auf Spenden konnte man sich nicht verlassen. Es wurden bei den Tierheimhunden regelrecht "zu Tode gespart". Kein Wunder also, dass sich die Tierheime auch bei schwierigeren Fundhunden, so gut sie konnten, wehrten. "Wir sind voll", hieß es da. Kurze Zeit später wurde allerdings von denen eine größere Anzahl der importierten Auslandshunde aufgenommen. Wie konnte das sein? 

 

Ihr seid aber teuer

 

Es sollte nicht um die Menge der Vergaben, sondern um die Qualität gehen. Dazu wäre es unter anderem auch nötig, dass der abgebende sowie der zukünftige Eigentümer in die Verantwortung genommen werden. Eine hohe Abgabegebühr des Eigentümers wäre zwingend erforderlich. Subventionen vom Staat wären weniger nötig, wenn die Tierheime unternehmerischer gedacht hätten. Fair wäre, wenn der ehemalige Eigentümer des Tieres alle entstehenden Kosten, bis zum Verkauf an einen neuen Tierhalter übernehmen würde. 

 

Mein Haus hatte für den abgebenden Tiereigentümer die Abgabegebühren in realistischer Höhe berechnet. Der Eigentümer hatte sich, bei Anschaffung seines Tieres, moralisch verpflichtet das Tierchen sein Tier-leben-lang zu behalten. Eine Abgabe eines Hundes sollte unbedingt im Geldbeutel weh tun. Wenn das der Fall war, würde man sich den Kauf eines nächsten Vierbeiners vielleicht besser überlegen? Weiters wurden keine Gelder vom Steuerzahler unnötig ausgegeben. Der Verursacher musste bezahlen. Im Tierschutz war mein persönliches Ziel, wenigstens um Null herum zu arbeiten. Dazu gehörte unternehmerisches Denken. Diese Risiken trug man bei einem Eigentumswechsel eines Hundes: 

  • dass das Tier länger bleiben könnte
  • dass mehr Training benötigt würde
  • dass kastriert werden musste
  • dass unverhofft eine Krankheit oder ein Gebrechen auftrat
  • dass ein Tierarzt oder spezialisierter Trainer benötigt würde
  • dass dauerhaft einzeln gehalten werden musste
  • dass das neue Zuhause geschult werden musste
  • dass die zweijährige Gewährleistung greifen könnte
  • dass man das Tier zurücknehmen musste

 Abgabe in das neue Zuhause

 

Nun war das, mangels Geldern, unerzogene Tierheimtier vorschnell in ein neues Zuhause gezogen. Zwei Besichtigungen hatten stattgefunden, Vor- und Nach- und Zwischenkontrollen mit Kaffee und Kuchen, unhaltbare "Schutzverträge", mehrere Telefonate mit dem neuen Tierfreund, Spaziergang und eine Einweisung. Es waren bei uns in der Regel alles in allem pro Tier etwa vier Stunden Arbeitszeit. Trotzdem: Der neue Besitzer kam mit dem Tier nicht zurecht. Kein Problem ! Das schlechte Tierheim nahm ihn ja gratis retour. Im schlimmsten Fall bezahlte es sogar noch die "Schutzgebühr" zurück. 

 

Nett für den Käufer - schlimm für das Tier. Das "Spielchen" konnte man öfters machen. Was nichts kostete - war nichts wert.  Man hatte den Hund ein paar Tage zum Streicheln und stieg mit "NULL" aus dem Desaster aus. Vielleicht tauschte man sogar noch um auf ein anderes unerzogenes Tierchen. Das funktionierte dann wieder nicht. Kein Problem!  Lapidar meinte der Käufer: "Geb´ich´s halt´zurück!"

 

Meine Empfehlung an Tierheime war:

  • setzt die Abgabegebühr entsprechend hoch an
  • Was soll der Unsinn mit "Pflegeplätzen" ?
  • nehmt nicht leichtfertig Hunde auf
  • besorgt euch Hundetrainer oder trainiert selbst
  • verfasst qualitätsvolle Texte - Videos - Fotos
  • seid ehrlich - insbesondere bei der Tiervergabe
  • nehmt nicht leichtfertig Hunde zurück
  • stellt euch Schwierigkeiten
  • bezahlt Kaufpreise nicht zurück
  • tauscht grundsätzlich keine Hunde um
  • verfasst rechtlich abgesicherte sinnvolle Verträge
  • stellt keine unsinnigen Bedingungen an die Tierhalter
  • haltet euch an die Gesetze. Falls nötig - Zwingerumbau
  • Tiere bleiben in der Vergabe ! Im absoluten Notfall bleiben sie als unvermittelbar auf der Anlage 
  • seid nicht betriebsblind - nur weil etwas Jahrzehnte lang "so gemacht" wurde, heißt es nicht, dass es gut ist

Meine Bitte an neue Tierhalter war:

  • überlegt es euch gut, ob ihr einen Hund wollt
  • überlegt es euch gut, ob ihr DIESEN Hund wollt
  • klärt ab, ob ihr Platz und Zeit habt
  • ihr geht eine hundelebenslange Bindung ein!
  • überschlaft eure Entscheidung nochmal
  • vereinbart bei schwierigem Hund ggf.  Probezeit
  • geht mit dem Hund eine Runde spazieren
  • werft bei Problemen nicht die Flinte ins Korn
  • übernehmt Verantwortung
  • unterschreibt keine widerrechtlichen "Schutzverträge"
  • beachtet, dass ein Hund Eingewöhnungszeit braucht

Bei guten Organisationen konnte man Hunde gerne öfters besuchen, mehrere Male spazieren gehen, mit den Betreuern telefonieren, schriftlich korrespondieren, eine Woche reservieren - es sich in aller Ruhe überlegen. Jedoch - kaufte man das Tierchen und nahm es mit nach Hause - übernahm man die hundelebenslange Verantwortung. Deswegen teilten wir allen Käufern mit: "Bitte überlegt euch die Anschaffung eures Hundes sehr gut. Es ist schlimm für einen Hund, wenn er "VON PLATZ ZU PLATZ" gereicht wird."

 

Probleme konnte man meistens lösen

 

Sollten Schwierigkeiten auftauchen, halfen gute Organisationen gerne telefonisch oder schriftlich mit Tipps weiter. Viele ständige Tierheim-Pflegestellen-Hunde waren mir  im Laufe der Jahre untergekommen. In dieser langen Zeit wurden von mir nicht einmal eine Handvoll Hunde zurückgenommen. Oft hatten wir lustige Herausforderungen in manch neuem Zuhause. Sehr speziell war BERRY, ein Bernhardiner-Junghund, der die (fünf Stufen hohe) Stiege nicht gehen wollte oder das MINCHEN, dass sich vor Wäschekörben fürchtete und sich dann unter der niedrigen Couch verkroch. Den verschiedensten Problemen hatte ich mich gestellt. Gerne gab ich telefonisch Erziehungstipps und manchmal hatte ich auch "ehrenamtlich-privat-kostenfrei"  vor Ort die Hunde trainiert. 

 

Wenn über längeren Zeitraum auffallend viele Hunde immer wieder in ein schlechtes Tierheim zurückkamen, sollte die Tierheimleitung dringend etwas an ihrem Vergabesystem ändern. Sie machten die Tiere mit "ihrem scheinbar guten Herzen" sonst unvermittelbar. Hatte man nicht das geeignete Personal, Willen und/oder Zeit war es unverantwortlich, Hunde zu vergeben. Das Tierheim solle sich überlegen: "Tue ich den Hunden tatsächlich Gutes. Sollten wir uns nicht lieber auf Katzenvergabe konzentrieren und bei Hunden die Profis bitten?"  

 

Es war eine anspruchsvolle Berufung Hunde zu vermitteln. Jedoch sollte man das nur dann tun, wenn man die körperliche - geistige - emotionale Fähigkeit und das Wissen dazu hatte. Man sollte sich nicht selbst überschätzen, rechnen und reflektieren können. Um Tiere zu vergeben, war natürlich Tierliebe wichtig, man musste aber auch Sympathieträger sein und Menschen mögen. Ansonsten konnte man mehr Schaden anrichten, als dass man Tieren half.

 

Tierheime als gewinnbringende Unternehmen

 

Immer wieder stellte sich mir die Frage:  "Wollte man überhaupt Tieren helfen?"  Ging es bei dem Handel mit Hunden und Katzen nicht um etwas ganz anderes? Wie in jedem Geschäft, wollte und sollte man keine Verluste schreiben. Es war überhaupt nichts dagegen einzuwenden, wenn die Finanzierung offen kommuniziert wurde. In vielen Fällen wurde allerdings dem Unwissenden vermittelt, dass man nur als ehrenamtlicher Tierschützer tätig und auf Spenden dringend angewiesen sei. Dass man importierte Tiere errettet und nichts dran verdienen will, stimmte selten. Im Grunde wurde Hundehandel betrieben und bräuchte man hierfür auch einen entsprechenden Gewerbeschein. Es würden auch all die Auflagen greifen, die für Betriebe gelten. Anders war das bei einem Verein, bestehend aus oft nur drei Familienmitgliedern oder Freunden.

 

Natürlich wollten auch manche Tierheime Gewinne erzielen, was auch legitim ist. Nur sollten sie dann auch dazu stehen, dass sie unter dem Mantel eines "Familienvereins" finanziellen Nutzen daraus ziehen. Warum es üblich war, unter dem Deckmantel des "Tierschutzes" zu arbeiten, ist mir unklar. Die Käufer hätten die Tiere auch dann gekauft, hätten sie gewusst, dass nicht nur Tierliebe die Antriebskraft für die Verkäufe waren.

 

Wie konnte sich Aufnahme von Problem-Hunden finanzieren? 

  • ENTWEDER  ..... man verlangte vom abgebenden Eigentümer eine hohe Summe und war bereit, als Übernehmer oftmals ins wirklich hohe Risiko zu gehen. In diesem Fall sollte man unbedingt genügend Kapital auf der Seite haben, um ein mögliches Minus auszugleichen. Manche Tiere ergaben durch die Abgabegebühr und den Kaufpreis ein finanzielles Plus - andere ein Minus. Unterm Strich sollte man Gewinne machen oder wenigstens "Um-Null-Herum" arbeiten. Wichtig war, das offen zu kommunizieren. Ein Tierheim war eine Firma.
  • ODER  .... man hatte einen starken Verein hinter sich, dessen Mitgliedsbeiträge, Spenden, Veranstaltungen wie Flohmärkte, ehrenamtliche Helfer, staatliche Förderungen etc. eine sichere Arbeit ermöglichten.

Ich hatte immer die erste Variante "ENTWEDER" praktiziert. Vor vielen Jahren hatte ich die Tierheimbewilligung für das "Tierheim Flachgau für Stadt und Land Salzburg" inne und diese, bereits nach einem halben Jahr, freiwillig zurückgelegt. In weiterer Folge arbeiteten wir jahrelang mit Hilfe unseres Vereins "Salzburger Tierzuflucht" (STZ)  als "Verwahrer". Ich hatte diesen Verein später aufgelöst sowie die Zusammenarbeit mit Stadt und Land Salzburg beendet. Den Tierhandel betrieb ich weiter, nur ließ ich ihn über meinen regulären Gewerbebetrieb laufen. WARUM? Weil die einmalig geleistete Behörden-Zahlung pro österreichischem Problem-Tier bei weitem nicht die Aufenthaltskosten abdeckte. Ich wollte mir das hohe Minus als Unternehmer nicht leisten. Auf behördliche Zahlungen, Spenden und ehrenamtliche Helfer wurde von mir verzichtet. Wenn ich Spenden annahm, dann in Form von Waren. Ich war der Meinung, dass Tier-Eigentümer ihre Verantwortung nicht billig an die Allgemeinheit abgeben dürfen. Lieb gemeinte Spenden sollten für wirklich bedürftige Tierchen verwendet werden ..... und davon gab es sehr viele, insbesondere im Ausland.

  

Es freute mich, wenn ich davon erfuhr, dass meine Zeilen zum Nachdenken anregten. Man musste nicht alles gutheißen, was ich schrieb. Es konnte sich jeder - wie von einem Buffet - davon nehmen, was er wollte bzw. für richtig hielt. Einige Einrichtungen profitierten von meinen Tipps. Es war mir klar, dass manch Tierheim leider davon gar nichts annahm. Man fragte sich, in wie weit die Tiere denen am Herzen lagen oder ob es nicht ganz andere betriebswirtschaftliche Gründe waren, ein Tierheim zu unterhalten? Das wäre ja auch verständlich für Jedermann-Jedefrau. Unverständlich war aber, dass sie nicht offen zu ihren Verkäufen standen, sondern mit Gefühlsduselei andere Menschen belogen.